FOR A NEW AND UNITED EUROPE!

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Europe between past and future

Aug 27, 2014

WE DIDNT KNOW WHAT WAS EXPECTING US: WAR AT THE EASTERN PART OF THE UKRAINE


(Article in German )

Bewohner von Donezk stehen nach Wasser an | Bildquelle: dpa
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Fließendes Wasser ist in Donezk eine Seltenheit geworden.
In den umkämpften Millionenstädten im Osten der Ukraine hofft die Bevölkerung auf nichts mehr als auf ein Ende der Gefechte. Hunderttausende Menschen leben in Städten wie Donezk oder Lugansk ohne Wasser, Strom und Geld. Wer kann, flieht aus der Region oder ganz aus dem Land

Lana Michailova ist raus, weg aus Donezk, nach über 40 Jahren. Eigentlich könnte die Millionenstadt im Osten der Ukraine Ärztinnen wie sie nur allzu gut gebrauchen. Aber vor zwei Wochen war endgültig Schluss. Michailova packte ihre Sachen und  ging, flüchtete zu Verwandten nach Litauen. "Wir wussten nicht, was Krieg wirklich bedeutet", sagt sie. "Wir konnten uns nicht daran gewöhnen."
Die 44-jährige Sportmedizinerin aus Donezk ist nur eine von rund eintausend Kriegsflüchtlingen pro Tag. Die Vereinten Nationen sprechen mittlerweile von 3,9 Millionen Menschen, die unmittelbar von den Kämpfen in der Ukraine betroffen sind.
Die Menschen in Donezk, berichtet Lana, stehen unter Schock. "Keiner von meinen Arbeitskollegen hat sich vorstellen können, dass so etwas hier passieren kann." Immerhin sei Donezk eine Millionenstadt, und die rund zwei Millionen Einwohner hörten jetzt ständig Schüsse und Explosionen, ohne genau zu wissen, wo und wen es gerade getroffen habe.

Frau in einem beschädigten Wohnviertel in Charzysk | Bildquelle: dpa
Der Krach der Panzer, der Raketenwerfer und Mörsergranaten macht mürbe. Marija, ihre 14-jährige Tochter, hätte enorme Stresssymptome gezeigt, erzählt die Ärztin. Anfangs hätten sie noch versucht, sich einzubilden, dass schon nicht so schrecklich werde. "Dann aber ist die ganze Stadt abgestorben. Die Autos verschwanden, die Leute gingen weg. Wir haben gemerkt: Unsere Stadt ist besetzt! Als ich mit meiner Tochter auf unserem Balkon stand und die ganzen Militärkolonnen sah, da hatte ich begriffen: Jetzt müssen wir abhauen.“
Die Infrastruktur im Osten der Ukraine ist längst zerstört. Strom gibt es kaum noch und Wasser oft nur für ein paar Stunden. Michailova erzählt von ihren alten Nachbarn, wie sie mit Kanistern und Eimern losziehen, in der Hoffnung auf ein bisschen Wasser.


"So gut es eben ging, haben wir alle Graupen, Fleisch, Salz und Zucker gehamstert. Jeder hat so viel nach Hause geschleppt, wie er es sich leisten konnte." Aber auch das sei zuletzt nicht mehr möglich gewesen. "Die Bankautomaten sind außer Betrieb, die Gehälter werden nicht ausgezahlt und die Regale sind leer. Unsere Banken hat man regelrecht ausgeraubt." Bewaffnete Banditen hätten alles Geld mitgenommen, "für die Revolution", hätten sie gesagt.
Lana Michailova ist eine drahtige, sportliche Frau. Nichts an ihr wirkt wehleidig oder gar so, als würde sie vorschnelle Urteile fällen. Nur bei einer Sache wählt die Ärztin dann doch sehr deutliche Worte. Man müsse sich die selbsternannten Separatisten doch nur einmal ansehen, meint sie: acht Jahre Schule, dann nur noch perspektivlose Leere. Ja, man könne die "Banditen" an ihren Gesichtern erkennen.
Lana Michailova
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Wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr: Lana Michailova
"Die russischen Sender berichten das eine, die ukrainischen dann wieder das komplette Gegenteil. Wenn ich mich mit anderen unterhalte, merke ich sofort, wer welchen TV Sender geguckt hat."
Zu viel Propaganda, zu viele Granaten. Michailova konnte nicht mehr. Mag sie auch noch so zupackend wirken, irgendwann war es genug. Die Frau aus Donezk will erstmal in Litauen bleiben. Und wann geht es zurück? Michailova schüttelt ihre blonden Haare. Keine Ahnung, meint sie. Nicht, bevor dieser Wahnsinn zu Hause wirklich ein Ende hat.

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